Am Beispiel eines der frühesten städtischen Lehrervereine wird der Wandel der Lehrertätigkeit vom Schulehalten zum modernen Beruf analysiert. Dabei werden vor allem Formen der beruflichen Bildung, Inhalte des pädagogischen Diskurses und die standespolitische Interessenartikulation in den Blick genommen. Die Berlinische Schullehrergesellschaft hat über fast ein Jahrhundert hinweg alle Höhen und Tiefen der Lehrergeschichte erlebt, am Anfang als Avantgarde, in der Hauptphase als eine Repräsentantin der Lehrerbewegung, am Ende dagegen distanziert gegenüber den neuen Standesorganisationen der Lehrer. An ihrem Beispiel wird untersucht, wie Lehrer der Elementar- bzw. Volksschule ihre berufliche Bildung organisiert, mit welchen Themen sie sich beschäftigt haben und welchem Wandel ihr berufliches Selbstverständnis unterlag. Programmatik und Organisation, Formen von Bildung und Geselligkeit sowie die Inhalte des Lehrerdiskurses werden anhand der Versammlungsprotokolle der Berlinischen Schullehrergesellschaft (1813 - 1892) qualitativ und quantitativ sowie im Vergleich mit anderen lokalen Lehrervereinen analysiert.
Heidemarie Kemnitz Libri




Lange Zeit galten die Preußischen Regulative Über die Einrichtung des evangelischen Seminar-, Präparanden- und Elementarschulunterrichts als Inbegriff reaktionärer Bildungspolitik des 19. Jahrhunderts. Die 150. Wiederkehr des Erlasses der drei Preußischen Regulative im Jahr 2004 war Anlasseiner Tagung, auf der über die Entstehung und Aufrechterhaltung, Verschiebung und Veränderung von Deutungsmustern der Regulative diskutiert wurde. Der vorliegende Band dokumentiert die Vorträge dieser Tagung und ist durch neuhinzugekommene ländervergleichende Analysen ergänzt worden, die verschiedene Konturen des Ambivalenz-Charakters der Preußischen Regulative sichtbar machen. Mit Beiträgen von Hans Jürgen Apel, Marcelo Caruso, Gert Geißler, Klaus-Peter Horn, Toshiko Ito, Heidemarie Kemnitz, Sylvia Kesper-Biermann, Andre Nemeth und Sylvia Schütze.