Michael Bellwinkel Libri






Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs und des Rückgangs der Arbeitslosigkeit bleibt die Wiedereingliederung von Arbeitslosen und Langzeitarbeitslosen mit gesundheitlichen Einschränkungen, insbesondere älteren Arbeitslosen, problematisch. In einigen Regionen Deutschlands herrschen bereits relative Vollbeschäftigungssituationen auf Teilarbeitsmärkten, was gezielte Gesundheitsförderung für Arbeitslose zu einer wirtschaftlich rationalen Strategie macht. Alfons Hollederer beschreibt in Kapitel 2 die bestehenden Bedarfe und Beeinträchtigungen. Wolf Kirschner skizziert in Kapitel 3 mögliche Strategien zur Gesundheitsförderung. Thomas Elkeles behandelt in Kapitel 4 die Evaluation von Maßnahmen und Projekten zur Gesundheitsförderung von Arbeitslosen. In Kapitel 5 erörtern Hollederer und Susann Mühlpfordt den Mikrozensus als Datenquelle für das gesundheitliche Monitoring. Kapitel 6 beschreibt und diskutiert Interventionen und Evaluationen verschiedener Projekte zur Gesundheitsförderung. Im abschließenden Kapitel 7 werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen präsentiert, wobei Ingrid Toumi über aktuelle Entwicklungen in Job-Centern berichtet.
Ein Modellprojekt zur Implementierung gesundheitsfördernder Maßnahmen in die Regelstrukturen der Arbeitsmarktpolitik unter Beiteligung der gesetzlichen Krankenkassen Der Gesundheitszustand und die Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitslosen sind zwei Seiten derselben Medaille: Ist die Gesundheit eingeschränkt, gilt dies auch für die Beschäftigungsfähigkeit. Wer gesundheitlich eingeschränkt ist, ist aber auch kaum noch auf dem Arbeitsmarkt vermitteIbar. Das ist ein Problem für die Arbeitsvermittlung. Im Vergleich zu Erwerbstätigen weisen Arbeitslose ein erhöhtes Erkrankungsrisiko auf. Das wiederum ist ein Problem für die Gesetzlichen Krankenkassen, die für Arbeitslose erheblich mehr Leistungen finanzieren müssen als für Erwerbstätige und zudem geringere Beiträge erhalten. Die Interessenlage von Arbeitsvermittlung und Krankenkassen ist offensichtlich gleichgerichtet: Beide sind an gesunden, beschäftigungsfähigen Arbeitslosen interessiert, die schnell in den Arbeitsmarkt vermittelt werden können. Da ist es naheliegend, dass Arbeitsmarkt- und Krankenkassenakteure ihre Maßnahmen der Arbeits- und Gesundheitsförderung aufeinander abstimmen und miteinander verzahnen. Diese Überlegungen bildeten den Ausgangspunkt für JobFit NRW. Der vorliegende Band zeigt, dass der JobFit-Ansatz in vorhandenen Strukturen und auf vorhandenen Finanzierungswegen umsetzbar und damit auch in jede andere Region übertragbar ist.
Selbsthilfe ist in den letzten Jahren immer mehr zu einem akzeptierten Partner aller Protagonisten des Gesundheitssystems geworden. Krankenkassen, Gesundheitspolitiker, Mediziner und natürlich eine wachsende Zahl von Patienten haben erfahren, dass Perspektive und Engagement von Betroffenen eine spürbare und in vielen Fällen nachweisbare Verbesserung des Versorgungsangebots ermöglichen. Diese Akzeptanz schlägt sich nieder in einer verbesserten und intensivierten Kommunikation und fördert das Verständnis füreinander: So setzen beispielsweise Ärzte zunehmend auf die Unterstützung ihrer therapeutischen Arbeit durch Selbsthilfegruppen, Krankenkassen orientieren ihre Förderung verstärkt an Bedarf und Möglichkeiten der engagierten Patientengruppen und verzichten dabei auf formalistische Zwänge. Die vorliegende Dokumentation des 3. BKK-Selbsthilfe-Tages bietet einen repräsentativen Überblick zum Status quo der Selbsthilfe Ende 2004: Sie zeigt einerseits, wie Mediziner, BKK, Selbsthilfegruppen und -organisationen schon heute kooperieren und neue Netzwerke bilden. Sie wirft zudem ein Schlaglicht auf neue und vorbildliche Aktivitäten von Gruppen zu bestimmten Themenfeldern. Nicht zuletzt macht sie deutlich, wie und wo der Stellenwert der Selbsthilfe noch weiter verbessert werden kann. Denn alle Verantwortlichen sind sich einig, dass die Möglichkeiten der Selbsthilfe trotz aller Fortschritte immer noch nicht ausgeschöpft sind.