Obwohl die Globalisierung viele Bereiche des gesellschaftlichen und privaten Lebens erreicht hat, scheinen Musikpädagogik und Musikunterricht davon weitgehend ausgenommen zu sein. Zu wenig ist über die Schulsysteme und den Musikunterricht in verschiedenen Ländern bekannt, obwohl Vergleichsstudien wie PISA einen internationalen Informationsaustausch fordern. Erfolgreicher Unterricht und Musikunterricht hängt im 21. Jahrhundert wesentlich davon ab, ob ein Land von anderen lernen und auch selbst seinen Beitrag zum internationalen Diskurs leisten kann. Von besonderem Interesse für die deutsche Musikpädagogik ist dabei der amerikanische Musikunterricht, weil hier ähnliche Problembereiche diskutiert werden wie in Deutschland, z. B. Standards, Instrumental- und Ensembleunterricht in Schulen, Umgang mit Unterrichtsstörungen oder außerschulische Musikvermittlung. Der Dialog zwischen der deutschen und der amerikanischen Musikpädagogik ist ein wichtiger Schritt im Hinblick auf die notwendige Internationalisierung der Musikpädagogik. Mit dem vorliegenden Buch, das die erste umfassende deutschsprachige Darstellung der amerikanischen Musikpädagogik und des amerikanischen Musikunterrichtes seit den 1960er Jahren bietet, sollen der internationale Dialog angeregt und neue Impulse für die musikpädagogische Praxis gegeben werden.
Alexandra Kertz Welzel Libri


Wenn Autoren wie Schopenhauer oder Richard Wagner von der Musik als höchster Kunst sprechen, greifen sie auf Topoi zurück, die im ausgehenden 18. Jahrhundert entwickelt wurden. Frühromantische Denker träumen von einer Musik, die das Unendliche erfahrbar macht. Besonders Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck gestalten in ihren Schriften die Musik zu einer Kunst, die Transzendenz berührt und intensive emotionale sowie sinnliche Erfahrungen vermittelt. Ihre Texte, als Gründungsdokumente romantischer Musikästhetik angesehen, werden oft im Sinne der Idee von absoluter Musik interpretiert, die als geistiges Abstraktum gilt, frei von Gefühlen und sinnlichen Elementen. Diese Untersuchung stellt die Bedeutung der emotionalen und sinnlichen Aspekte in Wackenroders und Tiecks Musikauffassung in den Mittelpunkt. Sie widerlegt das Dogma der absoluten Musik für deren Texte und zeigt die Spannungen zwischen Musik als subjektivem und objektivem Medium auf. Diese Aspekte erklären auch die Faszination ihrer Texte für nachfolgende Denker wie Schopenhauer. Die Arbeit untersucht erstmals die Verbindungen zwischen Wackenroder und Schopenhauer, dessen Philosophie durch seine frühe Wackenroder-Lektüre geprägt wurde und die energetische Auffassung von Musik weiterentwickelt, die schließlich die Gefühlsästhetik ersetzt.