simultan, das zauberwort: auf spuren, im eigenen tritt; schauend, mit nachhaltigem sinn; schweigend, ins gespräch vertieft; humorvoll, im ernsten augenblick.
Renate Rüdiger Libri




Welche Indizien sprechen für ein sich verhärtendes Menschenbild in unserer Alles-geht-Gesellschaft, eine die sich einrichtet in Aktivismus und Sicherheit? Wo bleibt das Fragen, wo der offene, staunende Blick, der außer bei Kindern am ehesten bei Künstlern zu finden ist? Auch die Kunst muss mehr sein als Korrektur und Kompensation gesellschaftlicher Unzulänglichkeiten. Gibt es eine Vision? Eine neue Utopie, Stichwort Dunkle Materie?
Wenn Nichts alles wäre, hieße das, man glaubte an die Veränderung, an die Utopie? Gerade unter Berücksichtigung der Nivellierungstendenzen in den Neuen Medien eröffnen hier die konstruktiven, subversiv-kreativen Aspekte des Nichts neue Denkspielräume, nicht nur für eine Fachleserschaft. Dem großen Thema des Nichts und seiner Synonyme Leere, Pause, Schweigen etc. nähert sich die Autorin in einer grenzüberschreitenden Betrachtung, die sämtliche Zeiten und Kulturen berührt, und im Begriffswandel manche verblüffende Übereinstimmung ans Licht bringt.
In dieser 'unzeitgemäßen' Betrachtung wird der Widerspruch zwischen dem Versprechen der Unsterblichkeit durch naturwissenschaftlich-technischen Fortschritt und der Realität von Beschleunigung und Simulation thematisiert, die letztlich den Tod bedeuten. Das Leben, symbolisiert durch die Kunst, folgt einer anderen Dynamik, die oft von rechts nach links verläuft, sei es in der Sonnenbahn oder im spontanen Umdrehen, wenn man gerufen wird. Der Herzschlag, der links schlägt, steht für diese Bewegung. Es ist an der Zeit, aus dem Teufelskreis der hastigen, funktionalen Rechtsdrehung auszubrechen, die eine teleologische Linearität verkörpert. Eine Verbindung zu Linkshändern und Künstlern, die alternative Perspektiven bieten, ist notwendig. Die Frage, in welcher Realität wir leben wollen, erfordert eine künstlerisch-philosophische Stimme, die innovative Gedanken zur Neuorientierung gegen die vorherrschenden Werte unserer Zeit stellt. Kunst bleibt ein ungenutztes Feld mit dem Potenzial für Linksdrehung, Pausen und Differenz, die den biotechnischen, virtuellen Mythos der Unsterblichkeit herausfordern. Begleiten Sie die Entdeckungsreise einer Vertreterin der 'Entschleunigung', die das Fragmentarische unserer Gesellschaft neu denkt!