Maria Luisa Wandruszka Libri




Ingeborg Bachmanns "ganze Gerechtigkeit"
- 157pagine
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Ingeborg Bachmanns Werk als die dramatische Geschichte einer Entdeckung: der Prosa, der Komik. der Welt. Anhand der vergleichenden Analyse einiger ihrer wichtigsten Werke wird versucht, die ästhetisch-politische Entwicklung Ingeborg Bachmanns nachzuzeichnen: von der zeitkonformen, erfolgreichen Lyrikerin und Intellektuellen über das „Tremendum“ zur genialen Erzählerin einer sehr konkreten, differenzierten Welt mit ihren „Mordschauplätzen“ und den an ihren Rändern angesiedelten komisch-tragischen Heldinnen. Das Unverwechselbare der späten Prosa wird durch ihre Affinität zu den ästhetischen Reflexionen Hannah Arendts einsehbar – einer Denkerin, die auf Ingeborg Bachmann große Faszination ausübte. Die in dem Gedicht Böhmen liegt am Meer dargestellte Erfahrung des „Zugrundegehens“ – oder, wie Hannah Arendt sagen würde, des „Sich-an-die-Welt-Vergessens“ – scheint die Voraussetzung einer Prosa zu sein, die ihren Figuren „die ganze Gerechtigkeit“ garantieren will und kann.
Anhand der Untersuchung von Marie von Ebner-Eschenbachs ‚Werkstatt‘, einiger bevorzugter Themen ihrer Werke und ihrer Wahlverwandtschaft mit Hannah Arendt, stellt Wandruszka die Aktualität dieser politischen Erzählerin dar.
„Das Biographische des Œuvre: der Verschwender-Typus, der Wahnsinnige, der Abenteurer, der Schwierige“ – so Hofmannsthal zu seinem Werk. Diese Typen – zu denen auch der berühmte verstummende Lord und der Dichter, der seine Sprache an das Opfer knüpft, gehören – sind Zeichen einer quälenden Suche nach den Möglichkeiten männlichen Existierens. Die Frauengestalten brechen in diese Welt mit einer ihnen ganz eigenen Energie ein, doch Hofmannsthal hat sie sich natürlich gesucht, im Leben wie in der Literatur. Sie sprengen die Dichotomien (Körper/Geist, Erinnern/Vergessen, Ethik/Ästhetik), auf die sich die Männer fixieren, und ermöglichen eine Sprache, die Mystik und Galanterie zu verbinden weiß und die Barbarei des Opfers hinter sich lässt.