Pädagogik und Glück
Rekonstruktion einer vergessenen Beziehung




Rekonstruktion einer vergessenen Beziehung
Monoedukation als Lösung für ein umstrittenes Problem?
Die Schulleistungen von Jungen sind in den letzten Jahren vermehrt Gegenstand von Diskussionen geworden. Während auf der einen Seite das im Vergleich zu Mädchen qualitativ und quantitativ schlechtere Abschneiden der Jungen zum Anlass genommen wird, die Notwendigkeit von Jungenförderung zu postulieren, sehen andere dazu wenig bis gar keinen Anlass. Der Autor zeigt im ersten Teil den Stand geschlechtstypischer Schulleistungen auf und geht auf zentrale Themen der Diskussion ein. Behandelt werden mögliche Gründe für schlechtere Schulleistungen, die Frage nach vorhandener oder nicht vorhandener Jungenproblematik, schließlich Fördermöglichkeiten allgemein sowie das Thema Monoedukation im Besonderen. Im zweiten Teil werden Ergebnisse aus der Begleitung eines Prozesses der Einrichtung von Jungenklassen in einem bisherigen Mädchengymnasium geschildert. Die Aussagen werden analysiert mit Blick auf zentrale Themen, v.a. 'Dramatisierung von Geschlecht', 'Chancen und Risiken von Monoedukation', 'Passung von Jungen ins Schulsystem', 'Feminsierung von Bildung'. Abschließend werden einschlägige Positionen nicht nur der schulbezogenen Geschlechterforschung kritisch analysiert.
Das Feld von Bewegung, Spiel und Sport ist für viele Jungen identitätsstiftend und hochbedeutsam. Über 50 Prozent aller Jungen sind Mitglied eines Sportvereins, 75 Prozent der Jungen bezeichnen Sport als ihr Lieblingsfach in der Schule. Gleichwohl gibt es bislang keine systematische Aufarbeitung der pädagogischen Möglichkeiten einer Jungenförderung im und durch Sport. Der Sammelband vereint Beiträge zur Jungenforschung aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen im Hinblick auf das besondere Potenzial von Bewegung, Spiel und Sport für eine geschlechtssensible Förderung. Neben allgemeinen Grundlagen werden empirische Studien und Förderkonzepte vorgestellt.
Die Arbeit gliedert sich in zwei inhaltliche Blöcke: einen philosophischen und einen sozial- sowie theaterpädagogischen. Der erste Teil beschäftigt sich mit der Kontingenzphilosophie Richard Rortys, insbesondere dem Konzept der Selbsterschaffung. Hierbei werden auch die Ansätze von Harold Bloom und Ralph Waldo Emerson einbezogen. Im Fokus steht die Frage, welche Bedeutung die Anerkennung der Kontingenz für das Verständnis von menschlicher Freiheit und die biographischen Gestaltungsmöglichkeiten hat. Die Untersuchung zeigt, dass hinter der Kontingenzthematik die Glücksthematik verborgen ist, die als spielerischer Nutzen begrenzter Gestaltungsmöglichkeiten interpretiert wird. Im zweiten Teil wird das sozialpädagogische Feld der Jungenarbeit betrachtet, insbesondere, ob und wie die Glücksthematik in der pädagogischen Literatur vorkommt. Aus den bildungsphilosophischen Überlegungen wird eine Kritik an bestehenden Ansätzen der Jungenarbeit formuliert, und das Spiel, vor allem das Improvisationstheater, wird als geeignete Methode zur Förderung der Glücksthematik begründet. Abschließend wird eine Grundhaltung skizziert, die für die Gestaltung individueller Biographien, insbesondere männlicher, als essenziell erachtet wird: die humorvolle und vorbehaltlose Bejahung der eigenen Existenz.