Kommunikation unter Anwesenden
- 519pagine
- 19 ore di lettura
André Kieserling ist Professor für allgemeine Soziologie und soziologische Theorie an der Universität Bielefeld.





André Kieserling ist Professor für allgemeine Soziologie und soziologische Theorie an der Universität Bielefeld.
Außendienst und Publikumskontakte in soziologischer Perspektive
Die Beiträge dieses Bandes sind in der einen oder anderen Weise von zwei Begriffen aus dem Arsenal der soziologischen Systemtheorie Niklas Luhmanns und speziell seiner Organisationssoziologie inspiriert: dem Begriff der Grenzstelle und dem Begriff des Grenzsystems. Mit dem Begriff der Grenzstelle werden Abgesandte von Organisationen bezeichnet, die im Dienste von deren Zwecken und Bestandsinteressen auf eine relevante Gruppe von Nichtmitgliedern einwirken sollen, also etwa als Verkäufer auf Kunden oder als Pressesprecher auf Journalisten, und Grenzsysteme sind die aus diesem Anlass gebildeten Interaktionen, also etwa das Verkaufsgespräch oder die Pressekonferenz. Die Aufsätze behandeln unter anderem die Grenzstellen des Gesprächsleiters in der polizeilichen Vernehmung, des Diplomaten, des Verkäufers in seiner Nebenrolle als Aggressionsobjekt wütender Kunden, und zu den behandelten Grenzsystemen gehören Interaktionen wie Wohnungsbesichtigung und Vernehmung, Rettungseinsatz und Gerichtsverfahren.
Die Fakultät für Soziologie in Bielefeld feiert 2019 ihren 50. Geburtstag. Die in diesem Band versammelten Interviews mit Professor*innen, die an der Fakultät gelehrt und geforscht haben, erzählen greifbar und authentisch ihre vielfältige Geschichte. Der tiefe Einblick in die Geschehnisse dieser wegweisenden Institution stellt damit eine der ersten »Oral Histories« einer Fakultät überhaupt dar. Das macht ihn nicht nur für Soziolog*innen interessant, sondern für alle, die sich mit der deutschen Universitätsgeschichte seit 1969 im Allgemeinen und mit der Universität Bielefeld im Besonderen beschäftigen.
Eine Einführung in die Soziologie
Die Einführung von André Kieserling versucht alle gelehrsamen Umwege zu vermeiden und wendet sich stattdessen direkt und dezidiert an die Neulinge und Interessenten der Soziologie. In vierzehn Vorlesungen schreitet Kieserling die Soziologie als Wissenschaft von den sozialen Tatsachen ab, die sich von psychischen und organischen Tatsachen unterscheiden. Es geht um Sozialisation und Erziehung, Rollen und Interaktionen, Partys und Gerichtsverhandlungen, Organisationen und funktionale Differenzierung, Klassenbildung und Politik. Zum krönenden Abschluss wird die Soziologie auf die Wissenschaft und damit auf sich selbst angewandt, ist sie doch selbst eine soziale Tatsache.
Beiträge zu einer Soziologie des soziologischen Wissens
Bisher hat die Wissenssoziologie ihre Thematik nur mit einer sehr starken Einschränkung verfolgt. Es ging ihr primär um das Wissen »der anderen«. Im Unterschied dazu geht es in den hier vorgelegten Studien immer auch um das soziologische Wissen selbst. Ihre Frage lautet, wie dieses Wissen den semantischen Haushalt der modernen Gesellschaft verändert hat. Und ihre Antwort besagt, daß es neben der Selbstbeschreibung der sozialen Systeme nun auch eine Fremdbeschreibung gibt, die aus größerer Distanz zugleich mehr Wissen und weniger Wissen anbieten kann, als in den Systemen selbst verfügbar ist.