Sexuelle Gewalt von Priestern wird seit Jahrhunderten in Rechtstexten thematisiert. Neu verhindert eine mediale Öffentlichkeit die Vertuschung durch die Hierarchie. Die Opfer sexueller Gewalt fordern zunehmend ihre Rechte ein. Hier trifft modernes Rechtsverständnis auf eine durch den Antimodernismus geprägte Institution. Die Bekämpfung von Machtmissbrauch und sexueller Gewalt verlangt eine Analyse der Machtkonzentration auf zölibatäre Männer. Doch auch Handlungsoptionen sind ins Blickfeld zu rücken: Das Zweite Vatikanische Konzil und die Bischofssynode von 1967 schlagen Menschenrechte als Instrument gegen Machtmissbrauch in der Kirche vor. Mit seiner Kurienreform eröffnet Papst Franziskus 2022 den Frauen den Zugang zu den obersten Leitungsämtern. Der Heilige Stuhl hat die Kinderrechtskonvention ratifiziert. Durch deren Umsetzung wären die Rechte der Kinder in der Kirche geschützt. Gott steht auf der Seite der Opfer. Die Amtskirche muss diesen Seitenwechsel noch einüben. Mit Beiträgen von Doris Reisinger (Deutschland), Mary McAleese (Irland), Wolfgang Treitler (Österreich), Adrian Loretan (Schweiz)
Adrian Loretan Libri



Religionen Im Kontext Der Menschenrechte
Religionsrechtliche Studien. Teil 1
Muslime, Christen und Atheisten mussen sich auf den pluralistischen Verfassungsstaat einlassen, um eine gemeinsame Grundlage des friedlichen Zusammenlebens zu finden. Dennoch stellt die Religionsfreiheit fur religios Uberzeugte oft eine Herausforderung dar, die zuweilen als Provokation empfunden wird. Es fallt schwer, der Uberzeugung des anderen, auch der religios oder atheistisch begrundeten, dieselbe Wurde beizumessen wie der eigenen. Es gilt, sich eines Urteils uber die religiosen Pramissen zu enthalten und auf einer verantwortbaren Grenzziehung zwischen Glauben und Wissen zu bestehen. In diesem Kontext spielen die Menschenrechte eine zentrale Rolle. Religiose Wahrheit kann nicht mehr unabhangig von Freiheit institutionell gedacht werden - dies garantiert der moderne Rechtsstaat mit der Religionsfreiheit. Die friedliche Kooperation von Religion und Staat gilt es in den verschiedenen Rechtsstaaten und ihren Demokratien zu kultivieren. Adrian Loretan-Saladin vermittelt fundiertes Wissen uber die Wechselbeziehungen zwischen staatlichen und religiosen Institutionen.