Im Mittelpunkt des neuen Buches von Sven Johne steht der ebenfalls neu entstandene 'Griechenland-Zyklus', der insgesamt 37 Arbeiten umfasst: '25. August 2012, 02:08 Uhr, Chora, Mykonos Island: Und hier liegen sie, die Yachten der Steuerflüchtlinge, sagt der Taxifahrer, welch Wohlstand! Gehört Mykonos noch zu Griechenland? Wir beide haben Spaß. Aber der Hafen wird demnächst privatisiert. Im Ort Edelboutiquen, Schmuck und teure Hotels. Ich finde kein Zimmer. Zwei Uhr nachts bin ich dann endlich bereit, jeden Preis zu zahlen.' Für diesen 'Griechenland-Zyklus', der mit 37 Einzelbildern den Kern des neuen Buches darstellt, bereiste Sven Johne seit Herbst 2012 verschiedene Orte und Inseln in Griechenland, die auch in jedem Tourismusprospekt zu finden sind (Syntagma Platz in Athen, Mykonos, Delphi, Korinth, Korfu etc.). An allen diesen Orten entstand eine Aufnahme des nächtlichen Sternenhimmels – Datum, Ort und Uhrzeit wurden vermerkt, jede Aufnahme wird von einem Tagebucheintrag begleitet. Die Bilder sind nicht vollständig zu sehen, derjenige Teil am unteren Rand fehlt, auf dem in der Ausstellungsvariante der entsprechende Tagebucheintrag auf die Verglasung gedruckt ist. Wie in vielen anderen Serien 'spielt' Sven Johne hier mit dem, was eigentlich zu sehen ist und zu sehen gegeben wird, mit einem Moment des Verbergens im Zeigen.
Sven Johne Libri


![Sven Johne, Winter, Badende - (winter, bathers) ; [anlässlich der Ausstellung Sven Johne - Winter, Badende, Peill-Stipendiat 2008 - 2010, Leopold-Hoesch-Museum Düren, 27. Juni - 15. August 2010]](https://rezised-images.knhbt.cz/1920x1920/0.jpg)


Das Künstlerbuch des 1976 auf der Insel Rügen geborenen Künstlers und Stipendiaten der Günther-Peill-Stiftung verbindet zwei Arbeiten Johnes, die beide starken dokumentarischen Charakter haben. Teil 1 des Buchs zeigt Bilder aus Johnes „Winterbilderarchiv“: 33 Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus der DDR, die der Künstler aus verschiedenen Quellen gesammelt hat. Sie alle verbindet das Schneemotiv, das einerseits die „Landschaft verzuckert“, anderseits ein Land in Erstarrung zeigt. Der Schnee wird hier zum Leichentuch, so Sven Johne. Im zweiten Teil des Buchs werden Farbfotografien von Johnes Aufenthalt auf der Insel Lampedusa präsentiert. Gezeigt werden die elf schönsten Badebuchten der Insel mit Touristen an eben jenen Stränden, an denen nachts ertrunkene Flüchtlinge angespült werden.
Anomalien des frühen 21. Jahrhunderts / Einige Fallbeispiele handelt von gesellschaftlichen Aussteigern, Umsteigern oder Absteigern. In 66 Berichten – fiktiv, dokumentarisch oder in Mischform – wird von buchstäblichen Aussteigern erzählt, die ihre „Gesellschaft“ tatsächlich verlassen, um „autark“ im Wald zu leben, oder von denen, die sich dem Mainstream verweigern, oder von jenen, die einfach gezwungen werden auszusteigen – den Arbeits- und Obdachlosen. Überdies liest man auch von Gewinnern, den happy few neoliberaler Durchkapitalisierung. Anomalien des frühen 21. Jahrhundertswird erzählt vor dem Hintergrund des weltweiten Marktfundamentalismus der letzten 25 Jahre, in dem all diejenigen als sentimental, naiv oder einfach nur als Versager gebrandmarkt werden, die von seinem Glauben abfallen. Jenen „Gefallenen“ widmen sich die Porträts, die mit Internetbildern bekannter und weniger bekannter Personen kombiniert sind.
Der erste Teil des Werkes klärt die Begriffe Natur, Naturheilkunde und Naturwissenschaft, wobei der antike Naturbegriff besonders diskutiert wird, um die Verwurzelung der Naturheilkunde im antiken Denken aufzuzeigen. Es wird deutlich, dass die moderne Naturwissenschaft einen reduzierten Naturbegriff verwendet. Metatranszendentale Naturbegriffe werden unter Bezugnahme auf Kants Konzept behandelt. Die Begriffsdiskussion führt zur Definition der Naturheilkunde. Im nächsten Abschnitt wird das System der Entwicklungsmechanik von W. Roux analysiert, das kausalmechanistisches Denken zu Beginn des 20. Jahrhunderts erweitert. Zentrale Begriffe wie Autoergasie und Selbstregulation werden betrachtet, und Roux wird als Vorreiter des Neovitalismus identifiziert. Der Neovitalismus Drieschs wird als theoretische Grundlage für die aufkommende Naturheilbewegung diskutiert, insbesondere der Begriff der Entelechie. Im vierten Teil wird die Situation der Naturheilkunde in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts dargestellt, insbesondere durch die Ansätze von A. Brauchle und L. R. Grote. Wichtige Begriffe wie Gesundheit, Krankheit und medizinische Norm werden behandelt. Ein Exkurs beleuchtet die Situation während des Nationalsozialismus. Im abschließenden Teil werden postvitalistische Gesundheitskonzepte analysiert, wobei die Naturwissenschaft als spezifische Wissensform betrachtet wird. Die Unterschiede zwischen organotropem und personotropem