Alexander Lasch Libri





Gegenstand dieser Studie sind nonagentive Konstruktionen des Deutschen, die sich maßgeblich durch die ihnen eigene Perspektivierungsleistung auszeichnen. Sie werden als eigenständige Formate aufgefasst mit konkreten Formen und spezifischen Bedeutungen. Damit wird das ‚Konversenmodell‘ der ‚aktivischen und passivischen Handlungsformen des Verbs‘ suspendiert. Mit den Konstruktionen der ASKRIPTION, der KOMMUTATION und der AKZEPTATION werden drei Grundtypen modelliert und in einer korpuslinguistischen Studie aus dem Sprachgebrauch rekonstruiert. Dafür wurden über 18500 systematisch erhobene Konstruktionsrealisierungen analysiert, in die die Verben sein, bleiben, scheinen, erscheinen, wirken, aussehen, gehören, werden, bekommen, erhalten, kriegen und haben eingebettet sind. Die sprachgebrauchsbasierte Beschreibung ermöglicht es erstmals, einen Ausschnitt eines semantisch motivierten Konstruktikons als prototypisch geordnetem Konstruktionsnetzwerk zu entwerfen. Die Studie richtet sich an ein grammatisch interessiertes Fachpublikum.
Grammatik als Netzwerk von Konstruktionen
Sprachwissen im Fokus der Konstruktionsgrammatik
Anhand von exemplarischen Analysen gehen die Beiträge in diesem Band grundlegenden Forschungsfragen nach, die sich aus der Konzeption von Grammatik als Netzwerk von Konstruktionen ergeben: Sprachliches Wissen setzt sich aus einem strukturierten Set an Form-Bedeutungspaaren (Konstruktionen) zusammen, das man als Netzwerk bzw. Konstruktikon auffassen kann. Relevante Aspekte betreffen theoretische und empirische Fragen zur Repräsentation von grammatischem Wissen in einem Netzwerk von Konstruktionen, konkrete Anwendungsbereiche in den Bereichen Morphologie, Syntax und Spracherwerb unter Einbeziehung synchroner und diachroner Untersuchungsgesichtspunkte sowie Möglichkeiten, die Konstruktionsgrammatik mit anderen, teilweise verwandten, teilweise konkurrierenden Ansätzen und Grammatiktheorien (FrameNet, Integrative Linguistik, HPSG, projektionsbasierte Ansätze) in den Dialog treten zu lassen. Der Band richtet sich sowohl an ein fachkundiges Publikum als auch an jene, die sich für die Konstruktionsgrammatik interessieren und einen ersten Zugang zu gebrauchsbasierten Ansätzen suchen.
Der Sammelband hat das Ziel, einen Überblick über aktuelle Forschungsfragen und Gegen-standsbereiche der Konstruktionsgrammatik zu geben, wobei insbesondere neuere Entwicklungen und Tendenzen im deutschsprachigen Raum im Vordergrund stehen. Ausgangspunkt des Bandes bilden zentrale theoretische Ausgangsprämissen der Konstruktionsgrammatik, die in insgesamt fünf linguistischen Themenfeldern auf ihre Tauglichkeit und Robustheit hin überprüft werden: Gleichgewichtig werden Grammatiktheorie und Syntax, Phraseologie, Spracherwerb, Sprachwandel und Interaktionale Linguistik behandelt. Jeder Gegenstandsbereich wird zunächst durch einen Überblicksartikel eingeleitet, der zentrale Konzepte und Forschungsfragen sowie relevante Methoden vorstellt. Neben jedem Überblicksbeitrag greifen je zwei empirische Fallstudien zum Deutschen und Englischen einen zentralen Forschungsaspekt heraus, um diesen – zumeist korpusbasiert – einer detaillierten Analyse zu unterziehen.
Warum entstehen (Auto-)Biographien in religiösen Gemeinschaften? Wenn Sie scheinbar das Individuelle betonen, welche Geltung können Sie in institutionalisierten Communitates (Turner) beanspruchen? Aus diskurssemantischer Perspektive wird an einer Auswahl von über 120 Lebensbeschreibungen, die in der Herrnhuter Brüdergemeine und der Dresdner Diakonissenschwesternschaft im 19. Jh. verfasst wurden, gezeigt, wie und warum sich das Verhältnis zwischen Individualität und Gemeinschaft im Rahmen ritueller Kommunikation an Texten durch die Rekonstruktion ihrer kommunikativen Kontexte beschreiben lässt.