Einigkeit? Und Recht? Und Würde?
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Die Autorin entschließt sich, im März 1979 ihren angestammten Arbeitsplatz zu verlassen. Es zieht sie in die Ferne. Der Frühling, in dem dieser Wunsch zu Papier gebracht wurde, ist inzwischen einem feuchten und nebligen Herbst gewichen. Endlich kommt nun die Zusage. Aber nicht ein fremdes Land, sondern auf dem Wasser fahrende Schiffe machen mir ihr ein Angebot. Schiffsarzt. Ihre Vorstellung über diese Tätigkeit resultiert nur aus Büchern und Filmen. Die DDR hat doch nur ein Passagierschiff. Das wird es wohl nicht sein? Nein, auch die Handelsflotte oder Frachtschifffahrt benötigt keinen Arzt, nur die Fischerei. Fischerei? Vor ihren Augen sieht sie Holzkutter. An Deck liegen volle Netze mit zappelnden noch lebenden Fischen, Stapel von Holzkisten mit Eis gefüllt und sie riecht förmlich den Fischgestank. Nein, das ist es wohl nicht! Und es wurde es doch! Wie sich das Seefrauenleben gestaltet und wie diese Zeit das Leben der Autorin beeinflusst hat, können die Leser in diesem Buch erfahren.
Die Autorin, Fachärztin im Berliner Krankenhaus Friedrichshain, erhält die Gelegenheit, auf dem FDGB-Urlauberschiff “Völkerfreundschaft” mehrere Jahre lang als Schiffsärztin zu fahren. Sie berichtet in diesem Buch nicht nur über Episoden ihrer Fahrenszeit, die von Freundschaft, Kollegialität und gegenseitiger Anerkennung gekennzeichnet waren, sondern auch über das “Innenleben” des Schiffes, was der normale Urlauber der DDR in dieser Art und Weise nicht kennengelernt hatte. Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich mit politischen Gegebenheiten rund um die Hochsee-Fahrgastschifffahrt der DDR. Christa Anders hat später, als es ihr Land nicht mehr gab, im Bundesarchiv recherchiert und ist auf einige Dokumente gestoßen, die Erkenntnisse über Strukturen, Zusammenhänge und politische Hintergründe um die “Völkerfreundschaft” vermitteln. Die rohstoffarme DDR hatte mehrere Jahre lang verdienstvollen Bürgerinnen und Bürgern des Landes für “kleines Geld” große Reisen ermöglicht. Diese “Traumreisen” gehören noch heute zu den schönsten Erinnerungen nicht nur der Autorin, sondern auch all jener, die das Glück hatten, eine solche Reise zu unternehmen.