Ethnotourismus ist eine spezifische Reiseform, die Touristen gezielt zu 'fremden und ursprünglichen' Kulturen führt, wobei die lokale Bevölkerung im Mittelpunkt des touristischen Interesses steht. Den Bereisten, wie den Himba in Namibia oder den Akha in Nordthailand, wird eine Exotik zugeschrieben, die die Sehnsüchte der Reisenden weckt und Erwartungen erfüllt. Dieses Phänomen hat seine Wurzeln im Zeitalter der Entdeckungsreisen, als exotische Vorstellungen über 'edle Wilde und Barbaren' durch Reiseberichte, Kunst und Fotografie verbreitet wurden. Auch der moderne Ethnotourismus greift auf diese Vorstellungen zurück. Das Buch analysiert Ethnotourismus, seine Akteure und Erscheinungsformen, und beleuchtet das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen Reisenden, Bereisten und der Tourismusindustrie. Anhand von Fallstudien aus Lateinamerika, Afrika, Südostasien und Europa werden Themen wie die Partizipation der lokalen Bevölkerung, touristische Vermarktung, die Konstruktion touristischer Räume sowie sozio-kulturelle und sozio-ökonomische Auswirkungen diskutiert. Auch in den Wissenschaften verschwimmen oft die Grenzen zwischen Tourist und Forscher, was die Frage aufwirft, wer im Ethnotourismus tatsächlich die 'Wilden' sind.
