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Die Rezeption des meistgelesenen Buchs des 18. Jahrhunderts – Fénelons „Les Aventures de Télémaque“ (1696) – ist nur unzureichend aufgearbeitet, obwohl die Forschung sich seit 150 Jahren darin einig ist, dass sein Einfluss auf Literaturgeschichte und Geistesleben des deutschsprachigen Raumes immens ist. Dem verschafft vorliegende Studie Abhilfe, indem sie die verschiedenen Aneignungsformen quer durch alle Genres verfolgt: vom Epos und Roman zur Oper und zum Melodram. Die divergierende Rezeptionsinteressen werden sowohl zeitlich wie auch ständisch segmentiert, um geographische Zentren, relevante soziale Milieus und individuelle Rezeptionsprozesse zu rekonstruieren und deren Einbindung in bestimmte Netzwerke der Aufklärung zu thematisieren. Dadurch erhält die Studie nicht nur den Charakter eines Nachschlage- und Referenzwerks zur Rezeption des „Télémaque" im Habsburgerreich, im Alten Reich und in der Eidgenossenschaft, sondern sie führt systematisch vor Augen, wie diejenigen Aneignungsprozesse ablaufen, die ‚Aufklärung‘ nicht zuletzt als Ergebnis vielfältiger Transfers erscheinen lassen.
Eine Genealogie der Literaturkritik seit der Frühaufklärung
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Literaturkritik ist ein grausames Geschäft: Bücher werden gnadenlos verrissen, während einige Autoren ihrerseits den Tod des Kritikers herbeifantasieren. Diese Triebkräfte der Literaturkritik lassen sich - ausgehend von Walter Benjamins These, dass der Kritiker ein Kannibale sei - als diskursive Praktiken in der Literaturkritik der Moderne nachzeichnen, die bis auf den ›Stammvater‹ der deutschsprachigen Literaturkritik, Christian Thomasius, zurückreichen. Christoph Schmitt-Maaß untersucht die barbarischen und archaischen Ursprünge der Literaturkritik, die bereits seit den Anfängen der Aufklärung als anthropologische Konstanten die Text- und Selbstdeutung motivieren.
In der Preußen- und Pietismusforschung ist seit Mitte des 20. Jahrhunderts bekannt, dass an der Erziehung Friedrich Wilhelms I. von Preußen zwei bedeutende Impulsgeber des späten 17. Jahrhunderts mitwirkten: August Hermann Francke und Gottfried Wilhelm Leibniz. Sie schufen ein Erziehungsprogramm, das pietistische Pädagogik mit aufgeklärter Prinzenerziehung vereint. Die Quellenedition, basierend auf Archivalien der Franckeschen Stiftungen und des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, führt zu einer Neubewertung der brandenburgisch-preußischen Instruktionen zur Prinzenerziehung zwischen 1662 und 1718. Der Erziehungsentwurf Franckes belegt, dass die ‚Symbiose‘ von Preußen und Pietismus bereits 1694 begann. Im Vergleich zu Leibniz’ Entwurf zeigt sich, dass Franckes Konzept prägender für die endgültige Ausarbeitung der höfischen Erziehungsinstruktionen war, die vom Berliner Geheimrat Paul von Fuchs zusammengeführt wurden. Zudem behält die Erziehungsinstruktion von 1694 in abgewandelter Form Gültigkeit für die Erziehung Friedrichs II. von Preußen. Die Edition dokumentiert auch den Konflikt zwischen Sophie Charlotte von Hannover, die mit Leibniz das höfische Erziehungsideal in Brandenburg-Preußen umsetzen möchte, und Friedrich III. von Brandenburg, der den traditionellen Erziehungsinstruktionen seines Hauses mehr Gewicht beimisst.
Die Ideen der Aufklärung nahmen unter den ab 1933 Vertriebenen eine Schlüsselfunktion ein. Sich emphatisch oder skeptisch gegenüber den Aufbrüchen des 18. Jahrhunderts zu positionieren half vielen bei der Selbsterhaltung oder Selbstprüfung. Deren kritischen Höhepunkt stellt die Dialektik der Aufklärung von Horkheimer und Adorno dar, wo die NS-Barbarei als logisches Resultat einer in ihr Gegenteil umschlagenden Aufklärung identifiziert wird. Aus der Sicht von Philosophie, Soziologie, Judaistik, Literatur- und Kulturwissenschaft geht der Band der Frage nach, wie sich die aus Deutschland Vertriebenen mit der Aufklärung auseinandersetzten und dabei (Selbst-)Aufklärung betrieben. Auch die Erfahrung eines spezifisch verlaufenen Aneignungsprozesses von ›Aufklärung‹ in den schutzbietenden Gastländern (v. a. Frankreich und den Vereinigten Staaten) zwang zur Auseinandersetzung mit dem historischen Erbe der Aufklärung. Sollte sie nicht zur Kampfparole verfallen, musste sie von den Emigranten mühevoll neu angeeignet werden.