Vor kurzem wurden spezialisierte cholinerge Zellen im Schleimhautepithel verschiedener Säugetiere entdeckt, die vermutlich Wächterzellen sind. Diese Zellen exprimieren Moleküle der Geschmackstransduktionskaskade zur Erkennung schädlicher Substanzen und lösen protektive Reflexe aus. Ziel der Untersuchung war es, die Konjunktiva und ableitenden Tränenwege der Maus auf das Vorhandensein solcher Zellen zu prüfen. Durch immunhistochemische Untersuchungen an transgenen Mäusen, die unter spezifischen Promotoren eGFP exprimieren, wurde ein unbekannter cholinerger Zelltyp im Epithel der Konjunktiva identifiziert. Diese Zellen sind immunreaktiv für Bestandteile der Geschmackstransduktionskaskade und enthalten Zytokeratin 8. Sie befinden sich im Fornix conjunctivae des medialen Augenwinkels, jedoch nicht in den ableitenden Tränenwegen. Zudem werden sie von sensorischen Nervenfasern kontaktiert. Weitere Zellen mit ChAT-eGFP-Immunfluoreszenz wurden im konjunktiva-assoziierten lymphatischen Gewebe und in Haarfollikeln gefunden, möglicherweise Immun- oder Stammzellen. Im lymphatischen Gewebe fanden sich auch nicht-cholinerge Zellen mit α-Gustducin-Immunreaktivität. Die neu entdeckten cholinergen chemosensorischen Zellen im murinen Konjunktivalepithel wurden als „konjunktivale CCC“ bezeichnet und könnten eine wichtige Rolle bei Augenerkrankungen sowie als pharmakologische Angriffspunkte spielen.
Stephanie Wiederhold Libri
