Oma Berta war früher mal Herbert. Das mag für einige etwas komisch erscheinen, ihrer Enkelin Mimi ist das aber ziemlich Wurst. Denn Oma Berta ist so richtig auf Zack und mit ihr und ihren vier Mitbewohner*innen wird jeder Tag zum Erlebnis. Wir lernen sie alle kennen: Den etwas träge Laktose-intoleranten Kater Sebastian, die Blume Gabi, hauptberuflich Youtuberin eines erfolgreichen Make-Up-Kanals, den Technik-begeisterten Vogel Thomas und die konservative Maus Susi. Ein lockerer Strich, bizarre Situationen und eine Menge Komik warten in „Oma Herbert“ auf Jung und Alt! Was den Comic von Maurizio Onano auch so speziell cool macht, ist einerseits der undramatische Umgang mit dem Transgender-Thema und dazu die locker-leicht und farbenfrohe Umsetzung der ziemlich wirr-lustigen Geschichte.
Maurizio Onano Libri



In dieser kleinen Geschichte steht die Welt der Klischees Kopf und parodiert die real existierenden Klischees unserer gesellschaftlichen Geschlechterbilder. „Alle fragen immer: Was stimmt denn nicht mit dem Jungen?” Denn David will lieber mit den Mädchen raus, wild spielen und sich schmutzig machen. Er muss aber wie normale Jungs zuhause bleiben und malen. Die anderen Kinder finden es komisch, wenn er zu Fasching als Superheld verkleidet kommt und überhaupt wird von Jungs eben erwartet, dass sie sich rosa anziehen. Mit charmanter Filz- und Buntstift-Technik hat Maurizio Onano in seinem Debut einen Weg gefunden, ein problematisches Thema ganz unverkrampft und witzig zu unterwandern.
Fabian ist Mitte 20, Florist, schwul, Single und hält nicht viel von sich. Verloren stolpert er von einem erniedrigenden One-Night-Stand in den nächsten, während seine Freund:innen mittlerweile den Sprung ins Erwachsenenleben anscheinend geschafft haben und Babies und Hochzeiten um ihn herum den inneren Druck verstärken. Klar, dass er erst mal an seinem Minderwertigkeitskomplex arbeiten muss. Die künstliche Aufwertung durch Designerklamotten und Zahnbleaching hilft nicht dagegen, wie eine durchgelegene Klappbett-Matratze eines 1-Sterne-Motels behandelt zu werden. Wer zahlt schon 1200€ für eine Gucci-Tasche, wenn sie bei Woolworth im Regal steht? Maurizio Onano erzählt von seinen eigenen Erfahrungen als schwuler, erwachsener Single und der Homophobie, mit der er im Alltag konfrontiert ist. Geschlechterklischees bzw. internalisierter Sexismus werden im Comic parodiert. Das Ganze charmant verpackt in einer witzigen, modernen, ent-romantisierten Dating-Geschichte auf der Suche nach dem eigenen Selbstwert. Mit hemmungslosen Dialogen und unzensierter Bildgewalt gewährt Maurizio Onano auch dem noch so Szene-fremden Hetero einen kleinen Einblick in die queere Welt des 21. Jahrhunderts.