In fünf Jahrzehnten hat Volker Koepp über 60 Dokumentarfilme gedreht und zählt zu den wenigen DEFA-Regisseuren, die sich mit einem bedeutenden Œuvre in die internationale Filmgeschichte eingeschrieben haben. Sein Werk kartographiert den ostelbischen Raum zwischen Brandenburg und dem ehemaligen Ostpreußen bis hin zum Schwarzen Meer. Die Annotation beleuchtet die Entstehung eines Koepp-Films, die charakteristische „Koepp’sche Fragetechnik“ und die Rolle von Frauen vor der Kamera und im Team. Zudem wird der Einfluss von Kino und Fernsehen, Quoten und Zensur thematisiert. In Gesprächsrunden kommen Wegbegleiter zu Wort, die Einblicke in die Zusammenarbeit mit Koepp und dessen Werk geben. Dazu zählen Kameramänner, Produktionsleiter, Dramaturgen, Autorinnen, Fernsehredakteure und Protagonistinnen, die ihre Erfahrungen und Perspektiven teilen. Der Band bietet eine einzigartige Fallstudie über ein Werk, das in zwei politischen Systemen entstand und beide überdauert. Es thematisiert die Ästhetik und Ethik des Dokumentarfilms, die Produktionsbedingungen und deren Wandel sowie die Beziehung zwischen Ost und West, Poesie und Magie. Darüber hinaus wird die Verbindung zwischen Filmemachen, Freundschaft, dem Leben und dem Suchen von Pilzen erkundet.
Grit Lemke Libri



Die Autorin Grit Lemke, die schon mit ihrem Grimmepreis-nominierten Film Gundermann Revier einen tiefen Blick in das Leben ihrer Heimatstadt Hoyerswerda geworfen hatte, arbeitet nun die Biografie ihrer komplexen Generation auf. In einem dokumentarischen Roman verschränkt sie virtuos die Stimmen der Kinder von Hoy zu einer mitreißenden Oral History. In den sechziger und siebziger Jahren waren sie mit ihren Eltern nach Hoyerswerda gekommen, eine aus dem Heideboden gestampft, aus Bauelementen zusammenmontiert. Morgens rollen die Eltern in Schichtbussen davon, die Kinder wachsen in einem großen Kollektiv auf. Die Erzählerin wird Teil der Kultur- und Kunstszene um Gerhard Gundermann, den Springsteen des Ostens. Eine Art proletarische Boheme entwickelt nachts im Kellerclub, morgens im Schichtbus. Doch der Wiedervereinigung folgen Massenentlassungen, und ein latent vorhandener Rassismus gegen in der Stadt lebende Vertragsarbeiter sowie eine schnell erstarkende Rechte führen zu Ausschreitungen. Die Kulturszene bleibt tatenlos, doch auch für sie wird danach nichts mehr sein, wie es war. . .
Wir waren hier, wir waren dort
- 303pagine
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Die Männer – und zunehmend auch Frauen – mit der schwarzen Kluft, dem breitrandigen Hut und dem wiegenden Gang fallen im Straßenbild immer wieder auf. In Talkshows sind sie mit ihren gedrechselten Sprüchen gern gesehene Gäste. Woher rührt dieses Interesse an der kleinen Gruppe der Wandergesellen? Liegt es an ihrer Exotik? An der Bedingungslosigkeit, der Konsequenz ihrer Kultur? Grit Lemke erzählt sieben Lebensgeschichten aus drei Generationen, aus Ost und West, von sechs Männern und einer Frau. Um auch deren politischen, sozialgeschichtlichen und kulturellen Kontext zu rekonstruieren, hat sie nahezu alles ausgewertet, was von und über Gesellen veröffentlicht wurde. Dabei zeigt sich, welch buntes Volk in der schwarzen Kluft steckt: Vagabund und treudeutscher Handwerker, Anarchist und Sozialdemokrat, gutbetuchter Meister und Autonomer, Macho und Feministin.