Nach der globalen Finanzkrise ergriffen Zentralbanken unkonventionelle Maßnahmen, die neue Herausforderungen für ihre Legitimierung und Rolle im institutionellen Gefüge mit sich brachten. Die unterschiedlichen Positionen unterstellten sich gegenseitig, dass die jeweils andere Auffassung nationale Interessen widerspiegle und die gemeinsame Währung gefährde. In diesem Kontext wurde die Geldpolitik zunehmend Gegenstand sozialwissenschaftlicher Forschung. Diese Arbeit trägt zur „Soziologie der Zentralbanken“ bei, indem sie den institutionellen Wandel der Geldpolitik in der europäischen Währungsunion während der Eurokrise von 2010-2015 untersucht. Sie analysiert, wie Leitideen, die Problemdefinitionen und Handlungsanforderungen verständlich machen, integraler Bestandteil institutioneller Ordnungen sind. Die zentrale Forschungsfrage beleuchtet, wie Vertreter der EZB ihre Politik rechtfertigten und welche Vorstellungen rationaler Geldpolitik sie heranzogen, um ihre Maßnahmen als stabilitätsorientiert zu interpretieren. Die qualitative Untersuchung zeigt, dass zentrale institutionelle Leitideen der Geldpolitik während der Eurokrise hohe Kontinuität aufwiesen, während deren konkrete Ausdeutung bedeutenden Wandel erfuhr. Der Vergleich dreier Staatsanleiheankaufprogramme verdeutlicht zudem die soziale Dimension geldpolitischer Instrumente, die als symbolischer Ausdruck normativer Grundorientierungen fungieren und dem Aufbau einer als gem
Malte Flachmeyer Ordine dei libri

- 2023