Die fachärztliche Weiterbildung ist ein zentraler Bestandteil des beruflichen Sozialisierungsprozesses von Ärztinnen und Ärzten und kann als Habitualisierungsprozess betrachtet werden. Hier werden neben dem Medizinstudium wesentliche ärztliche Dispositionen erlernt und im eigenen Habitus verankert. Anhand der chirurgisch-fachärztlichen Weiterbildung wird untersucht, wie die formale Weiterbildungsstruktur laut Weiterbildungsordnung von der ärztlichen Selbstverwaltung festgelegt wurde, wie sie sich im Laufe der Jahre entwickelte und welche Weiterbildungspraktiken in den Kliniken sichtbar sind. Der Fokus liegt auf qualitativen Interviews mit Ärztinnen und Ärzten, die eine Feldanalyse nach Pierre Bourdieu ermöglichen. Dabei wird ein detaillierter Blick auf die kulturellen Gegebenheiten geworfen, in denen die geplante Struktur der Realität in den Kliniken begegnet. Dieser Einblick bietet sozialwissenschaftlich interessierten Leserinnen und Lesern die Möglichkeit, Feldstrukturen und -regeln besser zu verstehen. Ärztinnen und Ärzte können sich in ihrer Realität wiederfinden und Reflexionsprozesse anstoßen. Beides trägt dazu bei, die Zusammenhänge besser zu begreifen und Veränderungsprozesse zur Optimierung der fachärztlichen Weiterbildung realitätsnäher zu diskutieren und gemeinsam zu initiieren.
