Der letzte geistliche Landesfürst Salzburgs, Hieronymus Graf Colloredo, übernahm ein wirtschaftlich stark belastetes und hoch verschuldetes Land. Vor seiner Wahl zum Erzbischof galt er als erfolgreicher Reformer, wobei die Meinungen über ihn stark auseinander gingen: Während einige ihn als Aufklärer schätzten, sahen andere in ihm einen kühlen Rechner, der Traditionen rücksichtslos ablegte. Die Salzburger Bevölkerung reagierte reserviert auf seine Reformen, und Colloredo fand die Mentalität seiner Untertanen fremd. Dennoch entwickelte er mit Experten ein intensives Reformprogramm, das viele Lebensbereiche des Erzstifts erfasste. Gleichzeitig geriet das Erzstift unter kirchen- und außenpolitischen Druck, und die Koalitionskriege gegen Frankreich führten zu einem Rückschlag für seine Reformen und schließlich 1803 zum Ende des geistlichen Fürstentums. Zu diesem Zeitpunkt war Colloredo bereits nicht mehr in seinem Land, da er eine Statthalterei eingesetzt hatte. Bis zu seinem Tod 1812 weigerte er sich, abzudanken, was den Fortbestand des Erzbistums sicherte. Die Beurteilung seiner Persönlichkeit bleibt umstritten, wobei der Bruch mit Mozart heute verständnisvoller betrachtet wird. Neuere Erkenntnisse, einschließlich seiner Briefe an seinen Bruder Gundaker, beleuchten auch die emotionale Seite des als distanziert geltenden Regenten.
Reinhard Gratz Libri






Denkmalschutz und Denkmalpflege
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