Judith Katja Raab Libri




1986: In digitaler Steinzeit sitzen die Herren der Schöpfung auf dem hohen Ross. Aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes in einer Männerdomäne gibt Vanessa Stein den Avancen ihres verheirateten Chefs nach. Ungewollt schlittert sie in ein Abenteuer, das sie als Dritte im Bunde zum Stillschweigen verurteilt. Nach und nach etwickelt es sich zum Horrortripp. Der Herr im eigenen Haus entpuppt sich als Sadist mit Tötungsabsichten.
Ungeschminkt gibt sich das lyrische Ich in diesen Texten, hart in der Sache, gefällig im Wort, aber jenseits ideologischer Schönfärberei und träumerisch-verlogener Optik - der Wirklichkeit auf der Naht. Der Blick in den Spiegel dieses Alter Ego ist kritisch. Das Alter macht es möglich. Dass Politisches dabei nicht außen vor bleibt, versteht sich von selbst. Der globalisierte Wahnsinn, Temporausch, Digitalisierung, der Einfluss zermürbender Arbeit auf das Individuum, Mobbing, erbarmungslose Chefs, Krankheit, Armut, Isolation, die Rückschau auf eine unbequeme Kindheit wie auch enttäuschende Erfahrungen zerbrochener Zweisamkeit werden thematisiert. Teils gereimt, teils ungereimt, hin und wieder schlitzohrig und zum Schluss mit dem Stab(reim) geschüttelt.