Wie kommt es, dass unsere Eltern nicht nur Vorbilder sind, sondern wir auch ihre Irrtümer wiederholen? Wirkt sich das bis in die dritte und vierte Generation aus? Diese Fragen stehen im Zentrum des Buches. Micha, Ende vierzig, landet in der Psychiatrie, nachdem er gewalttätig gegen seine Mutter geworden ist, ausgelöst durch ihre abwertenden Bemerkungen über seinen verstorbenen Vater. Die Verletzungen seiner Kindheit und Jugend, die ihn in ein Netz aus Lügen und Geheimnissen verwickelten, führen zu diesem Ausbruch. Mit einem Messer will er den längst verstorbenen Vater verteidigen, während er als Jugendlicher in der Abhängigkeit von seiner Mutter gefangen war. Seine ungelösten Probleme beeinflussen auch seine Tochter, die er zeitweise allein erzieht. Trotz des guten Willens, es besser zu machen als seine Eltern, trifft er fragwürdige Entscheidungen im Konflikt mit seiner Frau um Einfluss auf die Tochter. Micha kämpft um ein erfolgreiches Leben, das durch zwei gescheiterte Ehen belastet ist. Der erste Satz des Romans verdeutlicht, dass er sich seiner Realität stellen muss, um Lügen und Hass zu überwinden. Der Aufenthalt in der Psychiatrie bietet die Chance zur Neubewertung seines Lebens und zur Gestaltung einer besseren Zukunft. Anne Chavez thematisiert das späte Erwachsenwerden und die Suche nach Auswegen aus Abhängigkeiten und Gewissensqualen, während sie zeigt, dass auch ein schwieriges Leben Glanzpunkte hat.
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