Manfred Ständer Libri





Fassungslos blickten die Ohrdrufer am 26. November 2013 auf die meterhohen Flammen, die aus dem Ost- und dem Südflügel des Schlosses Ehrenstein schlugen. Binnen weniger Stunden vernichtete ein Großbrand zahlreiche Museumsräume samt Exponaten, die Stadtbibliothek und zwei Wohnungen und zerstörte damit die Ergebnisse von fast vier Jahrzehnten mühevoller Arbeit. Seit 1975 hatten sich die Ohrdrufer – zunächst im Rahmen des Kulturbundes, später in der IG Schloss Ehrenstein – mit viel Eigeninitiative und Herzblut bemüht, das marode Schloss zu sanieren, das als eines der schönsten Renaissanceschlösser Mitteldeutschlands gilt. Manfred Ständer ist ein ausgewiesener Kenner der Ohrdrufer Stadtgeschichte. In diesem Buch lässt er die Historie des Ehrenstein zwischen 1964 und 2014 im Bild Revue passieren. Einmalige Aufnahmen aus privaten Fotoalben zeigen die mühevollen Anfänge der Sanierung, die zahlreichen kulturellen Veranstaltungen im und um das Schloss sowie die rasanten Baufortschritte der vergangenen Jahre. Bislang noch nie veröffentlichte, eindrückliche Fotos dokumentieren ausführlich die Brandkatastrophe und ihre Folgen, aber auch die zahlreichen, von viel Sympathie getragenen Initiativen zum geplanten Wiederaufbau der zerstörten Teile des geschichtsträchtigen Schlosses.
Mit dem bereits 1908 eingerichteten Truppenübungsplatz spielte Ohrdruf eine wichtige Rolle in den militärstrategischen Überlegungen der Nationalsozialisten. Die Stationierung von Panzer- und Artillerieregimentern ab 1935 bescherte der Stadt nicht nur einen wirtschaftlichen Aufschwung, sondern machte sie auch zu einem beliebten Ort für Aufmärsche und Besuche der -Prominenz. Traurige Bekanntheit erlangte Ohrdruf durch das 1944 von der SS auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes eingerichtete Außenlager S III des KZ Buchenwald. Manfred Ständer, bekannter Lokalhistoriker und Autor, stellt in diesem Band über 220 bislang- zumeist unveröffentlichte Fotografien aus der Zeit des „Dritten Reiches“ vor. Die Bilder- dokumentieren sowohl den vom NS-Regime geprägten Alltag der Ohrdrufer als auch die Folgen- des Luftangriffs vom 6. Februar 1945, dem 68 Menschen und zahlreiche Gebäude zum Opfer fielen. Das letzte Kapitel zeigt erschütternde Aufnahmen vom Besuch General Eisenhowers im Außenlager, das im April 1945 von der US-Armee befreit wurde. Sachkundig kommentiert, erlauben die Aufnahmen einen genaueren Blick auf ein bislang eher wenig beachtetes Kapitel der Stadtgeschichte und vermitteln einen authentischen Eindruck vom Alltag in der NS-Diktatur und im Zweiten Weltkrieg.
Ohrdruf
Ein Fotoalbum