Gab es nach 1989 eine «Rückkehr der Geschichte» in die Länder Ostmitteleuropas? War das historische Gedächtnis dort zuvor «eingefroren»? Zweifellos instrumentalisierten, unterdrückten und verfälschten die herrschenden Parteien die Geschichte, insbesondere jene des Zweiten Weltkriegs. Bisher wenig beachtet blieb jedoch, dass Dissidenten in diesen Ländern die Geschichte auf ihre eigene Weise aufarbeiteten. Sie entwarfen eine Vielzahl von «Gegengeschichten», die dem vorherrschenden, kommunistischen Narrativ zuwiderliefen. Mit dem Holocaust, der Vertreibung der Deutschen oder dem nichtkommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus wurden heikle oder tabuisierte Themen diskutiert, die auch nach 1989 auf der Tagesordnung standen. In diesem Band werden solche Debatten – teilweise zum ersten Mal – nachgezeichnet und als Teil einer oppositionellen Geschichtskultur analysiert.
Peter Hallama Libri





Nationale Helden und jüdische Opfer
Tschechische Repräsentationen des Holocaust
This study takes a very nuanced and critical look at the way in which the Holocaust is remembered in Czechoslovakia. It scrutinizes the traditional explanations for the lack of a reappraisal. Why did the reappraisal of the Holocaust in Czechoslovaian begin so late and so hesitantly? To the present day the idea still holds on that it was the Communist regime that was responsible for the Holocaust remaining a taboo in Czechoslovakia. The subject, it was said, had been “occupied” as a discussion theme. This study refutes this explanation and looks at the Jewish view of the Shoah. It analyzes the conditions and possibilities of remembrance in Communist Czechoslovakia and clearly shows that the development was induced by Czech nationalism, anti-Semitic stereotypes and a heroic view of history.
Zwischen Volksfront und Blockbildung
Die Wiener Tschechen und die KSC 1948-1952
Der Februar 1948 markiert den Beginn der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei und prägt die darauffolgenden Jahre für die tschechische Minderheit in Wien. Diese Zeit ist von politischen Konflikten, persönlichen Diffamierungen und handgreiflichen Auseinandersetzungen geprägt, die zur Entstehung zweier gegensätzlicher Blöcke führen. Der Autor bietet einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Wiener Tschechen und stellt diese in einen breiteren Kontext, indem er die grenzüberschreitenden Aktivitäten der Tschechoslowakei und ihrer kommunistischen Partei, der KSC, untersucht. Auch die Rolle der Kommunistischen Partei Österreichs wird thematisiert, die über die Funktion einer Vermittlerin zwischen Wien und Prag hinausgeht. Durch umfangreiche Archivrecherchen in Tschechien und Österreich wird der beginnende Kalte Krieg unter den Tschechen in Wien erstmals wissenschaftlich beleuchtet. Der Autor beschreibt detailliert die politische und organisatorische Blockbildung, die über vier Jahrzehnte hinweg bestehen bleibt und erst nach dem Ende des Kommunismus in Osteuropa an Bedeutung verliert. Peter Hallama hat Geschichte und Politikwissenschaft in Wien und Prag studiert und promoviert seit 2008 in München über die jüdische Erinnerung an den Holocaust in der Tschechoslowakei.
Národní hrdinové – židovské oběti: Holokaust v české kulturní paměti
- 316pagine
- 12 ore di lettura
Proč v Československu vyrovnání s holokaustem začalo později a postupovalo jen zdráhavě? Dodnes se tvrdošíjně udržuje představa, že za to byl zodpovědný zejména komunistický režim, který holokaust tabuizoval. Peter Hallama namísto tohoto zjednodušeného vysvětlení na základě detailního studia pramenů analyzuje podmínky a možnosti jeho připomínání v době od konce druhé světové války do konce státního socialismu. Přibližuje židovský pohled na šoa a aktivity přeživších a židovských obcí. Sleduje proměny národní paměti a ukazuje, že k marginalizaci holokaustu přispíval (a dodnes přispívá) český nacionalismus, antisemitské stereotypy a heroický obraz dějin. Napětí mezi dějinami pronásledování Židů, utrpením českého národa, komunistickým odbojem a jejich připomínáním ukazuje také na příkladu místa paměti Terezín.