Franz Unterkircher Libri






Das Gebetbuch Jakobs IV. von Schottland
Glanzlichter der Buchkunst 23
Das Brautgeschenk, das Margret Tudor, die Tochter des englischen Herrschers Heinrichs VII. bei ihrer Hochzeit mit dem schottischen König Jakob IV. im Jahr 1503 entgegennehmen durfte, war der Bedeutung dieser Verbindung und dieses Ereignisses entsprechend ein außergewöhnlich exklusives: eine Handschrift, gefertigt im Zentrum der Buchproduktion des ausgehenden Mittelalters, ausgestattet im Atelier von Gerard Horenbout, einem der kreativsten Meister der flämischen Buchmalerei in Gent. Alle der beinahe 500 Seiten des Stundenbuches sind prächtig illuminiert: 65 Miniaturen mit weit in die Tiefe führenden Ausblicken und einer starken Präsenz der Figuren, 24 außergewöhnliche Kalenderseiten, bei denen Kalendarium und Sternbilder in detailreiche, filigrane gotische Architekturen eingebettet sind und Bordüren von einer unerschöpflichen Vielfalt und unüberbietbaren Raffinesse in der naturalistischen Wiedergabe – das Gebetbuch für Jakob IV. ist eine Handschrift, die den Betrachter Seite für Seite in Erstaunen versetzt und mit Freude zu erfüllen vermag.
Das Antiphonar von St. Peter in Salzburg, um 1160 unter Abt Heinrich I. entstanden, ist eine herausragende Handschrift. Mit seinen beeindruckenden Maßen (43,3 x 31 cm) und dem Umfang von 846 Seiten zählt es zu den bedeutendsten Werken der liturgischen Schreib- und Miniaturkunst des Mittelalters. Die kunstvolle Ausstattung umfasst ganzseitige und halbseitige Miniaturen in Deckfarbenmalerei auf goldenem Grund, Zierseiten mit prächtigen Initialen auf Purpurgrund, ein opulentes Kalendarium, großformatige Federzeichnungen und über 400 Zierinitialen, die die Texte strukturieren. Diese Texte beinhalten die konstanten und variablen Gesänge der Messfeier, Sequenzen für kirchliche Hochfeste und Gesangstexte für das Chorgebet, die durch Neumen notiert sind. Diese Notenschrift des frühen Mittelalters dokumentiert melodische Linien und deren Interpretation. Die sorgfältige Ausführung der Texte in verschiedenen Schriftarten und die Neumen des St. Galler Typs machen das Antiphonar zu einer wertvollen Quelle für liturgiewissenschaftliche, paläographische und musikwissenschaftliche Forschung. Besonders hervorzuheben ist der Buchschmuck, der Einflüsse aus dem gesamten christlichen Kulturbereich aufgreift und zu einem eigenständigen Stil weiterentwickelt. Im Salzburger Skriptorium entstand so ein Hauptwerk der europäischen Buchmalerei des Hochmittelalters.