In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Schriften de griechischen Publizisten Isokrates gehen Historiker und Philologen heute in der Regel getrennte Wege. Bestehende Distanz zu überwinden und unterschiedliche Forschungsansätze zusammenzuführen, war Ziel eines interdisziplinären Kolloquiums, das 2001 an der Bergischen Universität Wuppertal stattfand. Mündlichkeit und Schriftlichkeit in ihrem wechselseitigen Verhältnis, Formen der Kommunikation, Bildung und Gesellschaft, Instrumentalisierung von Mythen und Formulierung politischer Programme sind Schwerpunkte der hier abgedruckten Vorträge, die sichtbar werden lasse, daß es reichlich Gründe gibt, den im Altertum hochangesehenen, in der neueren Zeit aber oft negativ bewerteten Autor Isokrates wieder zu entdecken: sein Beitrag zur Entwicklung einer europäischen Identität ist kaum zu überschätzen.
Wolfgang Orth Libri



Die Diadochenzeit im Spiegel der historischen Geographie
Kommentar zu TAVO-Karte B V 2 »Diadochenreich (um 303 v. Chr.)«
Schauplatz der Geschichte der Diadochenzeit ist der Raum von der Adria bis zum Indus, von Ägypten bis zum Schwarzen Meer. Regionen, die von ihrer Landesnatur her kaum verschiedener sein könnten, werden in den Jahrzehnten nach dem Tod Alexanders des Großen zu Objekten von Machtpolitik. Erfolge und Misserfolge haben dabei in aller Regel auch mit geographischen Faktoren zu tun (Entfernungen, natürliche Grenzen, Urbanisierungsgrad). Nach dem Muster eines Handbuchs historischer Stätten werden hier in mehr als 350 Orts- und Länderartikeln erstmals die Beziehungen zwischen den natürlichen bzw. siedlungstopographischen Gegebenheiten und der politisch-militärischen Ereignisgeschichte der Zeit um 300 v. Chr. zusammenfassend dargestellt. Das Buch, das aus den einschlägigen Quellen unter Berücksichtigung der weitverstreuten Spezialliteratur erarbeitet ist, erfüllt einen doppelten Zweck: Es dient der Detailbegründung der Eintragungen in der entsprechenden TAVO-Karte und darüber hinaus gibt es eine Grundlageninformation für all diejenigen, die an der Geschichte der hellenistischen Zeit interessiert sind.
Die Monographienreihe „Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte“ wurde 1950 von Joachim Werner an der Universität München gegründet und wird seit 1964 von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben. Bisher sind 63 Bände erschienen. In ihnen werden bedeutende archäologische Funde, kunsthistorische Objekte und umfangreich ausgegrabene Fundplätze in Mittel- und Osteuropa von der Bronzezeit bis ins Mittelalter publiziert und ausgewertet. Heute konzentrieren sich die Themen auf den Alpenraum und die angrenzenden Gebiete von der Eisenzeit bis ins frühe Mittelalter.