Hartmut Bölts Libri

Das `Nachhaltigkeits-Paradigma` ist eng mit der grundlegenden Natur- und Umweltkrise verbunden, die nur durch eine Überdenkung und Veränderung der Lebensstile und gesellschaftlichen Subsysteme (Ökonomie, Politik, Recht, Wissenschaft, Technologie, Bildung) gelöst werden kann. Der Autor entwickelt ein mehrperspektivisches Instrument zur Analyse der risikobehafteten Mensch-Natur-Beziehungen: das Didaktische Kreuz, das vier wechselseitige Momente und zwölf epochaltypische Kategorien umfasst. Dieses Konzept basiert auf fundierten bildungstheoretischen Überlegungen und praktischen Erfahrungen und fungiert sowohl als kritisches Analysewerkzeug als auch als konstruktives didaktisches Modell. Das Ergebnis sind zwölf exemplarische Elemente, die als Grundlage für ein regionales Umweltbildungskonzept dienen, mit Schwerpunkten auf Schulentwicklung und Lehrerbildung. Im Zentrum stehen drei institutionelle Ansätze: das ökologisch-soziale Lernen in einem Netzwerk von Lernorten, ein lokales Umweltbildungszentrum orientiert an einer substanziellen `ökologischen Zivilisierung` und ein interdisziplinäres Studienprojekt zur Umweltbildung als Qualifizierungsmodell. Der methodische Gewinn liegt in der Übertragung des didaktischen Entwurfs in ein pragmatisches Diskursmodell, das durch fünf notwendige Häuser ein Ideal für den Umgang mit komplexen Phänomenen und die Initiierung von Reflexions- und Gestaltungsprozessen bietet.

Die aktuelle Natur- und Umweltkrise kann nicht gelöst werden, wenn grundlegende Strukturen in den Lebenswelten der Menschen und in den Subsystemen dieser Gesellschaft – in Ökonomie, Politik, Rechtssystem, Wissenschaft, Technologie – nicht überdacht und verändert werden. Hierbei stellt sich für die Umweltpädagogik als Anwältin der ›Naturfrage‹ im Bildungssystem die Aufgabe, die für die Aufarbeitung, Reflexion und Gestaltung dieser Tendenzen nötigen Rahmenbedingungen und Handlungsspielräume zu schaffen. Von diesen Gedanken ausgehend, entwirft Hartmut Bölts ein Instrumentarium zur Erschließung und Interpretation der risikogeprägten Mensch-Natur-Beziehungen. Angeleitet durch neun Leitthesen regt er eine kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen ›Nachhaltigkeits-Paradigma‹ einschließlich ihrer staatlich regulierten pädagogischen Umsetzungs- und Modernisierungsversuche an und legt das Fundament für eine gehaltvolle und weitreichende pädagogische Alternative.