Die Erzählung thematisiert die Rolle von Geisterwesen in Europa und hinterfragt, ob die Aufklärung deren Existenz zu stark eingeschränkt hat. Sie regt an, über die Notwendigkeit der Groteske in einer zunehmend verrückten Realität nachzudenken. Der Autor spielt mit der Idee, dass eine verrückte Erzählung vielleicht besser ist als eine verrückte Wirklichkeit und lädt die Leser ein, die Grenzen zwischen Realität und Fantasie zu erkunden.
Marx spricht im »Kapital« von den »animal spirits«, den »Lebensgeistern«. Sie erwachen, wenn Menschen räumlich zusammen sind. So ist schon ein Publikum keinesfalls die bloße Summe von Einzelnen. Das Wichtigste geschieht zwischen den Menschen, denn: »Keiner ist alleine schlau genug.« »Kooperation« gibt es aber auch in ihnen: »Ich denke, weil ich davon absehen kann, daß ich bin. Ich bin nämlich keineswegs allein, sondern in mir sind die anderen, und die denken unaufhörlich, weil das ihre Notwehrform ist.« In Alexander Kluges Begriffsinventar und in seiner praktischen Arbeit ist »Kooperation« eines der wichtigsten Stichwörter. Das Jahrbuch 2017 konzentriert sich darauf. Marx speaks in “Das Kapital” of the “animal spirits”, the “spirits of life”. They awaken when people are together spatially. Thus, an audience is by no means a mere sum of individuals. The most important things happen between people, because: “No one person who stands alone is smart enough”. “Cooperation” is also within them: “I think I am, because I can ignore it. I am actually by no means alone; others are within me, and they think incessantly, because that is their form of self-defence.” In Alexander Kluge’s conceptual inventory as well as in his practical work, “cooperation” is one of the most important key words to be noted. This will be the focal point of the 2017 Yearbook.
Der Wunsch nur ein paar Wochen oder Monate in die Zukunft blicken zu können, ist in Europa seit dem 24. Februar 2022 vermutlich enorm gewachsen. Sie war nach 1945 nie so ungewiss wie jetzt. Die Deformation der klassischen Öffentlichkeit ist massiv. Die Erinnerungen an Krieg sind so blass, dass die Kunst, sich seinem Sog zu entziehen, als Feigheit, Unmoral, Schwäche erscheint. Auf diesen gesamten Zusammenhang der schockartigen Anwesenheit des Krieges bei einer Politik, die nach alter Gewohnheit vorgibt, alles im Griff zu haben, anstatt sich auf die Gefahr der wirklichen Situation zu besinnen, ist mit dem Suchbegriff oder der Suchmetapher »Maulwurf Krieg« gezielt. The desire to look only a few weeks or months into the future has probably grown enormously in Europe since February 24, 2022. The situation has never been as uncertain after 1945 as it is now. The deformation of the classical public sphere is massive. Memories of war are so pale that the art of evading its pull appears as cowardice, immorality, weakness. The search term or metaphor "mole war" is aimed at this entire context of the shocking presence of war in a politics that, according to old habit, pretends to have everything under control instead of reflecting on the danger of the real situation.
Nach einer spekulativen Betrachtung der Herkunft des Lachens und der Beziehung zwischen Weinen und Lachen führt Rainer Stollmann in faszinierende Welten unterschiedlicher Lachkulturen ein. Er beleuchtet das nomadische 'Lachverbot', die bäuerliche Groteske des Mittelalters, den städtisch-bürgerlichen Humor und die Industrialisierung des Kuschelns, die im heutigen Unterhaltungsfernsehen ihren Ausdruck findet. Auf dieser Basis präsentiert er ein Kaleidoskop von Analysen: Kants Witze werden präzise in den Kontext seiner drei Kritiken eingeordnet, das Geheimnis von Mona Lisas Lächeln wird enthüllt, und wir erfahren, wo Komiker uns kitzeln – von Heinz Erhardt über Loriot bis hin zu Otto Waalkes und Helge Schneider. Die groteske Figur des Eulenspiegel wird verständlich, und Stollmann bietet eine atemberaubende Deutung des Schweijk als mündigen Hund. Zudem werden häufig gestellte Fragen beantwortet: Warum ist Lachen ansteckend? Warum sagt man, dass die Sonne lacht? Ist Lachen gesund, kann man sich totlachen, und lachen Tiere? Auch die Klischees über Schotten und die Komik an Karl Valentins Schreibtisch sowie Stefan Raabs 'Maschendrahtzaun' werden thematisiert. Eine Sammlung von Zitaten rundet die Erzählung ab.
In der Eiszeit wäre die Menschheit fast erfroren. Alle, die heute leben, stammen von wenigen Tausend Individuen ab. „In die Erinnerung eingebrannte Einbildungskraft“, ein durch Kälte geschärftes Urteilsvermögen (nach dem großen Architekten B. Taut) ist die Quelle dessen, was in weniger schweren Zeiten für „Schönheitssinn“ gehalten wird. Dies gehört ebenso zu unseren materiellen evolutionären Erbe wie Eigenschaften, die sichtbar sind (Hand, aufrechter Gang). Gespräche über Geschichten aus Kluges 2003 erschienenem Buch „Die Lücke, die der Teufel läßt“. Aus dem Inhalt: „Kälte/Schönheit“, „Schatzsuche“, „Die blaue Gefahr“, „Der Teufel ist kein Fundamentalist“, „ Die Lüge widerspricht der Globalisierung/Mondkräfte“.
Das Phänomen Alexander Kluge (*1932) ist einmalig. Wer ist schon zugleich Filmemacher, Schriftsteller, Philosoph und Fernsehjournalist? In dieser Einführung setzt Rainer Stollmann die verschiedenen Facetten im Werk Kluges in ein ausgewogenes Verhältnis und macht vor allem dessen historische Dimension sichtbar: In Kluges publizistischen und literarischen Interventionen, die durch einen spezifischen Realismus und die Lust an harten Fakten gekennzeichnet sind, spiegeln sich Nationalsozialismus, Studentenbewegung und der fortgesetzte Strukturwandel der Öffentlichkeit. 'Was Kluge einmal über die Wirkung von Büchern sagte, charakterisiert auch die Einführung Stollmanns: ›Mehr als die Chance, sich selbständig zu verhalten, gibt kein Buch.‹' medienwissenschaft