Schiffbau am Strelasund hat eine lange Tradition. Bereits 1428 wird von über zwanzig Werften berichtet, die außerhalb der Stadtmauer vor dem Frankentor lagen. Und schon damals waren die »Bootsmaker« angesehene Bürger. In der jüngeren Geschichte jedoch begann 1948 mit der Gründung der Volkswerft ein Kapitel, das beispiellos ist. Dieser Bildband kann natürlich nur Bruchteile der Entwicklung sichtbar machen, er reflektiert aber einen wichtigen Abschnitt. In den Bildern sind das Lebensgefühl der Menschen und das Alltä gliche ohne Pathos in Szene gesetzt. Alles ist echt, nichts arrangiert. Das offenbart dem Betrachter oft einen besonderen Blick in die Arbeitswelt einer Werft. Insgesamt haben die schwarz/weiß-Bilder eine gewisse Faszination, bedingt durch die Aura der Zeit. Ihr Wert entsteht durch die erlebte Wirklichkeit des Fotografen, der selbst viele Jahre auf der Werft gearbeitet hat. Harry Hardenberg, der zu den bekanntesten Fotografen in Mecklenburg-Vorpommern gehört, ist es in überzeugender Weise gelungen, dokumentarische Fotografie mit einem künstlerischen Anspruch zu verbinden. Gerade deshalb wirken seine Bilder authentisch. Dieses Buch spiegelt den Zeitraum 1958 bis 1992 wieder. Jahre, die sicher bei vielen Betrachtern Erinnerungen an das eigene Arbeitsleben im damals größten Stralsunder Betrieb wachrufen. Es ist der Volkswerft zum 70. Geburtstag gewidmet.
Harry Hardenberg Libri






Eine ROTE BRAUSE für Stralsund! Der Fotograf Harry Hardenberg bietet mit seinem neuen Bildband aus dem Steffen Verlag Einblicke und Sichten in den Alltag der sechziger bis achtziger Jahre in der DDR-Hansestadt. Städtebaulichen Umwälzungen, das Erinnern an Verschwundenes und die bedeutungsvolle Bindung von Stadt und Meer machen dieses Buch zu einem atmosphärischen Kaleidoskop jüngster Geschichte. Das Besondere dieser fotografischen Zeitreise in die Ära des DDR-Staatssozialismus sind jedoch die Abbilder jener Menschen, die über Jahrzehnte die Geschicke der Stadt Stralsund lenkten. Es sind die so genannten kleinen Leute, die Fischer, Arbeiter(innen), die Schüler und Rentner, Künstler(innen) und auch hiesigen Funktionäre, die der Fotograf in ihrer Stadt auf Fotopapier bannte.
Harry Hardenberg hält das Leben in der altehrwürdigen Hansestadt Stralsund, seiner Geburtsstadt, fest. Dabei zeigt er nicht nur Straßen und Gebäude, sondern auch und vor allem die Menschen, die darin leben, die Atmosphäre, die hier herrscht: Etwa, wenn er die Arbeiter und Arbeiterinnen beim Schiffsbau ablichtet, Kinder auf dem Schulweg oder beim Schlittschuhlaufen auf zugefrorenen Teichen fotografiert. Von Beginn an ist er dabei, wenn gesellschaftliche Ereignisse anstehen: Besuche der DDR-Staatsoberen zum Beispiel, Empfänge für das schwedische Königspaar und für Olof Palme, Aufmärsche, Maikundgebungen, Arbeiterfestspiele, später Auftritte von Willy Brandt und Helmut Kohl. Doch Hardenberg lässt sich nicht durch die großen Inszenierungen täuschen, er schaut zugleich hinter die Kulissen, dokumentiert den langsamen Verfall seiner Stadt, das Verschwinden historischer Bauten und ganzer Straßenzüge, den Ersatz in Form von Plattenbauten aus industrieller Fertigung – und schließlich, in den frühen neunziger Jahren, die Folgen des neuen wirtschaftlichen Systems. Harry Hardenbergs großartiger Bildband, der zu seinem 70. Geburtstag erschien, versammelt erstmals umfassend die von ihm gefertigten Aufnahmen seiner Heimatstadt. Es ist damit auch ein bisher nicht gekanntes Porträt Stralsunds aus einer Zeit, in der sich zunehmend offensichtlicher werdende Veränderungen vollzogen.