Mit der Edition der bisher nicht oder nur unzulänglich edierten Chansons sowie einer Analyse aller Stücke des Chansonniers Laborde wird eine der wichtigsten Sammlungen des französisch-burgundischen Repertoires des 15. Jahrhunderts erstmals erschlossen. Die Arbeit vereinigt nicht nur quellenkundliche Aspekte mit detaillierter Analyse, sie untersucht darüber hinaus auch die intertextuellen Kriterien, nach denen die Stücke gruppiert wurden. Das Chansonnier wird gelesen wie ein Buch mit «Kapiteln», innerhalb derer die Stücke nicht als abgeschlossene Texte, sondern als offene Kunstwerke betrachtet werden, die ihren Sinn durch die jeweilige Gruppierung verändern können. Dabei zeigt sich, daß der oder die Redaktor(en) von Laborde die Stücke primär nach Textgesichtspunkten gliederten und die Musik als Erweiterung und Intensivierung der Texte betrachteten.
Clemens Goldberg Libri




Die musikwissenschaftliche Forschung der letzten Jahre belegt die herausragende Bedeutung von Antoine Busnois unter den französischen Komponisten der zweiten Hälfte des 15. Jh. Dies gilt insbesondere für Busnois' subtile und originelle Behandlung der Texte in seinen höfischen Chansons. Rhythmische Komplexität, Behandlung des Modus, musikalische Diktion und rhetorische Figuren erschließen die ästhetischen Spiele der Texte in neuer Weise. Diese Arbeit führt ein intertextuelles Analysemodell weiter, das schon für die Chansons von Busnois' Lehrer, Johannes Ockeghem, entwickelt wurde. Erstmals werden bisher nicht edierte oder in veralteten bzw. schwer zugänglichen Ausgaben vorliegende Werke veröffentlicht sowie ein vollständiges Verzeichnis aller Chansons vorgelegt.