Bei näherem Hinsehen
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Die Leiden des Romanciers Fontane aus der Sicht der heutigen Medizin. »Ich bin von dem allem so sehr durchdrungen, daß ich darüber, am liebsten in einer Medizinischen Zeitschrift, mich auslassen möchte, um vor groben Fehlern zu warnen; ich habe aber nicht mehr die Kraft dazu und muß hoffen, daß sich über kurz oder lang statt meiner ein Andrer findet.« So beklagt sich Fontane darüber, daß die von ihm selbst so tief empfundene seelische Erkrankung im Jahr 1892 weder von seinen Ärzten noch von seiner Umgebung erkannt wurde. Gravenkamp holt dieses Versäumnis nun nach. Anhand der Quellen, auch bisher ungedruckter, und unter Berücksichtigung der Schriften des Professors Ludwig Hirt, der Fontane 1892 untersucht hat, kommt Gravenkamp zu dem Schluß, daß der Schriftsteller unter einer endogenen Depression litt. Diese seelische Störung aus körperlicher Ursache war für Fontanes Ärzte noch nicht erkennbar. Gravenkamps Diagnose stützt sich auf frühere gleichartige Störungen, für die sich Hinweise in Werken und Briefen finden, und auf die Familienanamnese.
Die bekannten Stichworte sind Kleinwuchs und Buckel, Hypochondrie und »Nervenzusammenbruch«. Daß Lichtenbergs Krankheitsgeschichte ihre Spuren in weit über 2000 Selbst- und Fremdzeugnissen hinterlassen hat, ist bisher noch nicht zusammenhängend und ärztlich-sachverständig untersucht worden. Ein Internist rekonstruiert hier aus zeitgenössischen schriftlichen und bildlichen Quellen Lichtenbergs Krankengeschichte und führt schließlich den Nachweis, daß Lichtenbergs Selbstcharakterisierung als »Hypochondrist« ihren Ursprung in der Krankheitsverleugnung hat, dem bekannten psychischen Abwehrmechanismus des Schwerkranken. Gravenkamp spürt den Winkelzügen des »geheimen Lichtenberg« nach und ermöglicht Einblicke in das 18. Jahrhundert, seinen manchmal unappetitlichen Alltag, seine Ärzte mit ihren Krankheitsvorstellungen, seine vermeintliche Hypochondrie und den Hypochondriekritiker Lichtenberg. In einem Exkurs wird die »mißlungene« Lichtenberg-Exhumierung behandelt. Die Buchreihe vereint Arbeiten zur Literatur- und Kulturgeschichte von der Aufklärung bis hin zur Goethezeit, die in einer Beziehung zu dem Physiker und Philosophen Georg Christoph Lichtenberg stehen. Ziel der Reihe ist es, philologische und historische Grundlagen zur Erforschung der Aufklärung bereitzustellen.