Entwicklung eines modernen ägyptisch-arabischen Musikstils des 20. Jhs. im Spiegel seiner Zeit: das arabische Musiktheater, ägyptische Opern, Operetten und Musikfilme, die Öffnung zum Westen und nationales Selbstfinden haben das zeitgenössische Ägypten geprägt. Die Musik- und Filmindustrie schuf Stars, die mehr als politische Bestrebungen zu einer kulturellen Identität der arabischen Welt beigetragen haben: Sallama Higazi, Sayyid Darwis, Dawud Husni, Zakariyah Ahmad, Muhammad al-Qasabgi, Asmahan und Farid al-'Atras, Munira al-Mahdiya, Laila Murad u. a. Deren Werdegang und Interaktion sind Gegenstand der Darstellung, aber auch die Brisanz der Lieder, die zu einem bestimmten Zeitpunkt Beachtung fanden. Mittelpunkt des Buches ist die Karriere der Sängerin Umm Kultum, die jahrzehntelang die arabische Musikwelt beherrschte. Eine Discographie ihrer Lieder, die sie von 1924 bis 1973 gesungen hat, bildet den Abschluß der Arbeit.
Gabriele Braune Libri


Die Arbeit ist Teil einer prospektiven Studie zur Erforschung und Darstellung arabischer Musikkulturen auf der Grundlage innerkulturell entstandener Kategorien. Danach läßt sich Musik grundsätzlich weder allein oder auch nur vorwiegend stilistisch oder melodietypologisch erfassen, noch in ihrem Ursprung länderspezifisch charakterisieren. Vielmehr kann der Wirkungskreis von Musik nach ihrer jeweiligen Funktion innerhalb bestimmter, sozial definierter Gruppen in bestimmten Zeitabschnitten und unter übergeordneten Gesellschaftssystemen erfaßt werden. Die arabische Küstenbevölkerung bildet eine solche Personengemeinschaft mit überregional ähnlichen Kulturmerkmalen. Ihr hervorragendes Charakteristikum ist eine spezifische Gruppenmusik, die nach den Funktionskategorien der Gemeinschaft systematisiert und rezipiert wird. Diese Musik wird in ihrem sozialen und regionalen Umfeld erfaßt, und sie wird musikalisch und literarisch dokumentiert.