Ruth Möller Libri




Im Glückstädter Rathaus hängt seit Jahrhunderten eines der bedeutendsten Reitergemälde Schleswig-Holsteins. Nur wenig war bisher bekannt über das Gemälde. Ruth Möller hat sich auf Spurensuche begeben und dabei Interessantes zu Tage gefördert.
Das sechzehnjährige Burger "Schlüsselkind" hat seine wahre Heimat in Schulklassen und der Jugendorganisation HJ. Die letzten Monate des 2. Weltkriegs werden der Oberschülerin aus dem Arbeiterstand zum unauslöschlichen Erlebnis! Gemeinsam mit Mitschülerinnen besucht sie "geträumte" Kameradschaftsabende der Sturmgeschützschule, schippt Schutt von Bombenschäden, zieht ins Wehrertüchtigungslager, versucht sich als Hilfsschwester im Reservelazarett. Eine Diphtherieepidemie nötigt die jetzt Siebzehnjährige in Quarantäne aufs Krankenlager. Während die Schlacht um Magdeburg tobt, hat die Genesende, bei Artilleriebeschuss im elterlichen Vorratskeller isoliert, Zeit zur Erholung und zum Nachdenken. Nebenan im Luftschutzkeller führt die Hausgemeinschaft "Ihle 13" Gespräche zur "Lage der Nation". Kaum genesen, sucht die Luisenschülerin nach möglichen Verteidigern der "Festung Burg", um sich ihnen anzuschließen. Wer lediglich mit Hilfe von Bildung aus der missachteten Unterschicht aufsteigen kann, erlebt den drohenden "Verlust der Abendländischen Kultur", die "Umwandlung Deutschlands in einen Kartoffelacker" als ganz persönliche Katastrophe und kann sich Vergewaltigungen durch Sieger keinesfalls Gott ergeben bieten lassen!
Eine Oberschülerin aus dem Arbeiterstand hofft auf Abbau der altüberlieferten Gegensätze und Spannungen zwischen den Gesellschaftsschichten, zumindest auf bessere Wertschätzung untereinander. Ihr eigener Bemühen um mehr Bildung und Schliff! Die gehässige Einseitigkeit des kommenden "Arbeiter- und Bauernstaates" DDR geht ihr völlig wider die Natur. 1946 verläßt sie ihre Heimat Burg bei Magdeburg, um im Westen "ein Abitur ohne politische Verrenkungen" zu machen. Hinter ihr senkt sich der "Eiserne Vorhang"; darum kehrt sie niemals nach Hause zurück - außer besuchsweise. Die Verarbeitung der Nachricht vom Holocaust und die "demokratische Umerziehung" nach dem Zweiten Weltkrieg in Ost und West wurden der Schülerin und Studentin der Pädagogischen Hochschule Flensburg zum besonderen Erlebnis. Da es den Verlust der Heimat bedeutete, denkt die Ex-Burgerin beständig über die Rechtfertigung und die tieferen Ursachen ihrer "Sozialismus"-Flucht nach. Seit dem Fall der Mauer mit dem Ende der DDR fühlt sie sich in ihrem ursprünglichen Dafürhalten bestätigt und freut sich immer wieder über freie Fahrt bei Büchen-Schwanheide und Helmstedt-Marienborn.